Mutprobe

Nun werden wir alle im Leben einmal auf die Mutprobe gestellt. Als Kind macht man sich da weniger Gedanken über Ursache und Wirkung. Man(n) macht es einfach. Ich habe ein wenig Kindheit in mir erhalten. Letzte Woche war ich im südlichen Stockholmer Schärengarten unterwegs. Gespenstisch leer sind die Gewässer zwischen Mariehamn im Norden und Öja im Süden. Es ist kaum 4 Wochen her, da musste man schon rechtzeitig in der ausgesuchten Ankerbucht sein, oskars-4um einen guten Platz zu bekommen. Die Schweden haben die Saison für beendet erklärt. Dabei sind durchaus noch schöne Segeltage an der Tagesordnung. So bin ich vergangene Woche in Soviken morgens noch vor Sonnenaufgang aufgestanden, um ein paar Bilder mit der Kamera einzufangen und um dann rechtzeitig noch die Segel zu setzen. Denn mal wieder wollte ich den Öxlesund überqueren. Wind aus Nord mit 18-20 kn und ungerefft stand ich 5 Stunden am Ruder. Adrenalin pur, Raumshotkurs und Wellen bis 1,5 Meter. Ab Mittag ging der Wind zurück und der Autopilot durfte an die Arbeit. Ich habe die Fahrt sehr genossen. Mein Ziel war die Inselwelt bei Västervik. 91 Seemeilen, mein längster Tagestörn in diesem Sommer.  Eine weitere Saison ist zu Ende, die Blaubeeren lassen sich nicht mehr sehen. Dank Blaubeererkennungs-App habe ich doch meine Ziele des Öfteren nach den schönsten Blaubeerfeldern gesteckt, schade. Jetzt sprießen überall Pilze aus dem Boden.  Nahrung umstellen? Nein, ich kenne keine Pilze und auf einer einsamen Insel irgendwelche Pilze probieren und abwarten? Bei der Mutprobe mache ich nicht mit. Weiter geht es Richtung Süden. Der Wind weht mich nach Oskarshamn.  Bei mir am Boot ist der Gasbowdenzug gebrochen. Da ist der Hafen ein willkommenes Zwischenziel. Ich bin der einzige Segler im Oskarshamns-Gästhamn. Selbst das Hafenbüro ist geschlossen. Wie man sich das wünscht, wurde ich noch im Juli von einer jungen Frau im Schlauchboot mit blondem, wehendem Haar empfangen. Meine Lieblingshafenmeisterin Anna ist jetzt im Urlaub. Ich bekomme den Code für die Duschen aber per Mail zugesendet, das ist doch toll. Auch habe ich mal wieder Kontakt mit einer Waschmaschine. Der Weg zum Supermarkt ist für Loupi eine willkommene Abwechslung. oskars-15

Ich teste, wie viele Tafeln meiner schwedischen Lieblingsschokolade in einen 30 Liter Rucksack passen. Mutprobe, es sind 74!!!

Und wenn man schon einmal in Oskarshamn ist, muss man auch Oskars-Surströmming probieren. Sur- kommt von sauer eingelegt und Strömming ist der Hering. oskars-14Die Fische werden roh mit einer Salzlake ohne Behandlung in eine Dose gesperrt. Vorher verlieren sie noch den Kopf. Der Rest wie Schwimmblase und Rogen oder Milch verbleiben mit in der Dose. Das gährt und riecht erbärmlich, auch ist da ordentlich Druck unterm Deckel. Die Verkäuferin im Supermarkt meint: ich soll sie unter Wasser öffnen, sonst kippe ich um. Ich esse sehr gern Fisch in allen Variationen, auch der Gammel- oder Grönlandhai auf Island mit seinem harnstoffgetränkten Fleisch war schon dabei. Mutprobe: Den Oskars-Surströmming muss man erlebt haben. Achtung: Der Verzehr macht einsam. Wer diesen Fisch trotzdem probieren möchte, kann mir schreiben, ich bringe diese Spezialität gern mit.

Guten Appetit.

Noch ein paar Bilder der letzten Tage

 

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