Segeln mit Hund

„ Loupi “

 Geappeloup from Tequila´s Oase  19. November 2005 – 01. Februar 2017

Seit 11 Jahren schon ist Loupi mein treuer Freund und Begleiter. Geht man davon aus und rechnet in Hundejahren, sind es wohl 77 Jahre. Ein schönes und sehr hohes Alter für große Hunde. Mir hat mal jemand gesagt, kleine Hunde haben bessere Knochen und große Hunde das bessere Gehirn  😉

Mein Hund ist ein Bobtail, was so viel heißt wie Stummelschwanz. Sein richtiger Name: Geappeloup from Tequila´s Oase. Die richtige Bezeichnung ist Old English Sheepdog (OES), also Altenglischer Schäferhund. Die Herkunft dieser Rasse liegt vielleicht im schottischen Hochland aber auch etwas im Dunkeln. Eine Verwandtschaft zu Herdenschutzhunden kann aber vermutet werden. Bobtails werden oft als Begleithunde oder Hütehunde eingesetzt. Und das merkt man.  Loupi ist immer dabei, ob im Kajak, beim Segeln, Angeln, Wandern oder als „Heiliger Hund aus Schottland“ zum Streicheln in Albanien. Er ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.  Aber auch Loupi ist unzertrennlich auf mich fixiert. Viele kennen uns nur im Doppelpack.

Das Unterwegssein mit einem Bobtail ist einfach. Er läuft nie weg und kümmert sich ständig darum, seine Herde ( mich, Frauchen plus evtl. Besuch) zusammen zu halten. Es ist seine Lebensaufgabe.

Einmal in Norwegen, Loupi war gerade 8 Monate alt, hat er unaufgefordert eine Schafherde zusammen getrieben und den ganzen Tag behütet. Wohl bemerkt ungeübt.

Radfahren mit Loupi geht auch.  Allerdings findet er es besser, kutschiert zu werden. Nach 10 km Laufen ist bei ihm die Luft raus, dann muss der Fahrradanhänger her. Und so sind lange Strecken gar kein Problem.

Segeln mit Hund ist etwas umständlicher.

  1. Bei mir an Bord gibt es keine Hundetoilette. Jedenfalls haben wir das nie trainiert. Und ein anständiger Hund erledigt sein Geschäft nicht im eigenen Haus. Ich bin mit ihm vor knapp 5 Jahren auf´s Boot gezogen, ohne einen festen Lebensmittelpunkt zu haben. Mittlerweile haben wir zusammen über 10 000 Seemeilen absolviert. Er ist ein weitgereister Hund.
  2. Hunde brauchen Rituale und tägliche neue Herausforderungen. Die sind bei Loupi an der Tagesordnung. Er hat seine eigene Schlafkabine und seinem Stammplatz zum Segeln und Fressen in der Plicht. Täglich geht es, meist mit einem Beiboot an das Ufer, oder wenn wir in einem Hafen liegen über das Heck an Land.
  3. Unterwegs sein heißt bei uns, lange Strecken zu absolvieren.  Für einen Tagestörn gibt es nicht viel zu planen. Aber für eine längere Route muss ich einige Vorbereitungen treffen. Die Häfen auf der Route werden gecheckt,  die Strecke wird vorher vermessen. Das heißt, Etappen von maximal 6-8 Stunden sollten nicht überschritten werden. Dabei sind Wetter- und Strömungsverhältnisse von ausschlaggebender Bedeutung. So fahre ich zum Beispiel nie länger gegen den Wind mit extremer Schräglage. Das macht dem Hund keinen Spaß, denn er findet keine Ruhe und nimmt keinerlei Flüssigkeit zu sich, was bei erhöhten Temperaturen für Hunde gefährlich ist. Wenig Wind, das heißt, wenig Schräglage oder Kurse, wobei das Boot nicht so weit krängt, sind dann schon besser. Wenn ich dann auch zur Ruhe komme und mich zu ihm setzte, ist die Welt in Ordnung. Auf langen Strecke an der Nordküste Afrikas habe ich mich entschieden, nachts zu fahren. Die Temperaturen sind angenehmer und da Loupi schläft, sind bis in die Vormittagsstunden längere Strecken möglich.
  4. Die Praxis zeigt aber auch Ausnahmen. So plante ich eine Strecke von Santoña in Nordspanien nach Arcachon in Frankreich. Nur 125 Seemeilen, den Start legte ich auf die frühen Abendstunden. Wind und Strömung kamen super günstig und mit einer gerechneten Durchschnittgeschwindigkeit von 7 Knoten wollte ich diese Strecke bis zum frühen Vormittag des nächsten Tages absolvieren. Doch es kam anders, der Wind ließ nach und drehte auf Nordwest. Ungünstig! In der äußersten Ecke der Biskaya baute sich eine große Welle auf. Die Küstenwache warnte mich vor dem 3-4 m hohen Schwell an der Küste vor Arcachon. Da ich nach 18 Stunden und zu spät nach dem Hochwasser ankommen würde, hätte ich nicht genug Wasser unterm Kiel. Also weiter. Ziel war nun der 60 sm nördlich gelegene Hafen Port Medoc. Gegen den Wind, gegen die starke Strömung und durch ein militärisches Sperrgebiet segelte ich zickzack weitere 100 Seemeilen in 24 Stunden durch. Mir tat nur Loupi leid, aber er hatte sich zum Glück zwischen durch erleichtert. Nach insgesamt 42 Stunden und nur 240 Seemeilen erreichten wir erschöpft endlich Port Medoc. Loupi war zum ersten Mal seekrank und torkelte durch die Marina.
  5. Pausen sind wichtig. Nach solchen Etappen bleiben wir in der Regel 3-4 Tage in einem Hafen liegen, um Boot und Hund wieder auf Vordermann zu bringen. Es ist wichtig, dass Hunde wieder auf normalem Untergrund laufen, um sich die Krallen abzulaufen. An Bord gibt es nicht genug Bewegung und so wachsen die Krallen schneller als im Landleben.
  6. Pflege nicht mehr als an Land? Doch, es fällt viel mehr Dreck an auf dem Boot. Loupi bringt jede Menge Erinnerungen mit an Bord. Kletten, Sträucher und jede Menge Zecken. Trotz Impfung und ständiger Kontrolle schafft es Loupi ein paar von den ungewünschten Ungeziefern einzusammeln. Ja und dann der Sand! Nach einem Strandbesuch kann ich den Sand immer schaufelweise vom Boot fegen. Bei diesen Zeilen erübrigt sich die Frage: Was macht ihr den ganzen Tag so? Hinzu kommt durch den hohen Salzgehalt und das Segeln bei Wind und Wetter, daß das Hundefell dauerfeucht ist und zur Verklettung neigt. Regelmäßiges Waschen und Haare schneiden sind ganze Tagesaufgaben. Dabei verbessert sich die Geruchsnote nur unwesentlich. Vielleicht segeln wir deswegen immer allein 😉
  7. Ein Wort zu den Einreisebestimmungen. Hier ändert sich ständig etwas. Auf den Kanalinseln Gernsey, Jersey, Sark und Alderney ist noch immer allgemeines Einreiseverbot für Hunde und Katzen. Der Bewegungsfreiraum beschränkt sich dort auf das Hafengelände. In Großbritannien ist es mittlerweile erlaubt, mit Hunden einzureisen, allerdings nicht mit Boot über den Kanal vom europäischen Festland. Nach Ankunft in Dover nimmt allerdings niemand Notiz davon, wieviele Haustiere an Bord sind. In Dänemark und Schweden gibt es gar keine Einschränkungen, nur auf der dänischen Insel ChristiansÖ besteht ein Hunde- und Katzenverbot. Der Bewegungsfreiraum beschränkt sich auch hier auf den Hafen. In Algerien habe ich lediglich einmal den Hundepass zeigen müssen und lange erklärt, warum sich kein Lichtbild von Loupi im Pass befindet. In Gibraltar auch nur eine Hundepasskontrolle. Für Norwegen ist es wichtig, aktuelle Blutuntersuchungen, alle Impfungen und nach Möglichkeit die Chip-Nr. schriftlich vorzulegen. Ansonsten gibt es keinerlei Schwierigkeiten bei Reisen in Europa und den angrenzenden Mittelmeerstaaten.

    Trotz aller Umstände macht es riesen Spaß mit Hund zu Segeln und ich möchte keine Sekunde mit ihm missen.

Ahoi mein Seehund. Ich liebe dich.

 

Es war ein großer Trost zu wissen,
wie bekannt und beliebt Loupi war.
Ich bin stolz und dankbar
für die vielen wunderschönen Jahre
die ich mit ihm verbringen durfte.
Er bleibt für immer nun der stumme Mittelpunkt
in meinem Leben.

19. November 2005 – 01. Februar 2017

Leine los, mein Loupi ….

 

3 thoughts on “Segeln mit Hund

  1. Durch Zufall-googlen sind wir auf Ihre Homepage gestoßen und werden diese mit großem Interesse in den nächsten Tagen weiterlesen, da wir auch mit Hunde(en) unterwegs sind.
    Toller Blog!

    Wir versuchen zur Zeit noch zu klären, ob und wie wir mit Hunden an Bord ins Königreich kommen… Soweit zur Europäischen Gemeinschaft ?

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