X-Trip wird von der Coast Guard gerammt

Glück im Unglück, oder wie soll ich es nennen?

Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Doch dazu später. Ich bin wieder zurück auf meinem Boot. Nach einer zweimonatigen Abwesenheit und Aufenthalt in Deutschland bin ich ungeplant etwas früher zurück auf dem Boot. Hier in Ísafjöður, in den Nordwestfjorden Islands, ist noch Winter. Um X-Trip herum ist eine Eisdecke. Das Eis ist nicht dick und bekanntlich friert Salzwasser auch nicht so fest zu wie das Brackwasser in der Ostsee. Also alle Sorgen sind unbegründet gewesen. Der Fjord und die Anfahrt von Ísafjörður sind komplett eisfrei. Ein Resultat des Golfstroms, der an Island nördlich und südlich vorbei rauscht. Lediglich das Innere des Fjordes, “Pollurin” genannt, und der Hafen sind mit einer geschlossenen Eisdecke versehen, sowie auch der kleine Schwimmsteg mit den überwinternden Booten.

Den Steg hatte ich schon in einem meiner Videos gezeigt. Wenig vertrauenserweckend, aber isländisch robust. Jetzt hat sich doch etwas getan, die Last der überwinternden Boote ist zu groß. Die Fetten mussten verlegt werden. Ich bin übrigens mit meinen 37 Fuss nicht fett und das kleinste Böötchen in der Runde.

Und  jetzt kommt´s, wir sitzen ein paar Tage später gerade beim Frühstück, als in unmittelbarer Nähe ein Motorengeräusch zu vernehmen ist. Die isländische Küstenwache kämpft sich mit ihrem Beiboot durchs Eis. Dabei sah die geschlossene Eisdecke traumhaft aus. Doch plötzlich wird es lauter und das Boot ist ausser Kontrolle.

Es steuert aus ca. 20 m auf uns zu. Bis hierhin dachte ich, einer der 4 Bootsführer bekommt die Situation noch in den Griff. Nein, schon kracht es. Fast im Winkel von 90° donnert das Boot der Coast Guard in meine Steuerbord-Seite. Es knallt fürchterlich. Alles was nicht irgend wie fest geschraubt ist, fliegt umher, auch das Frühstück vom Tisch. Abgeräumt, doch für lustige Gedanken ist mir nicht zu Mute. So weit ich mich erinnern kann, war ich noch nie so schnell oben an Deck. Erstaunlich, dass ich jede Menge Schimpfworte auf englisch parat hatte. Chaos auch auf dem Boot der  Küstenwache. Einer der Kollegen konnte sich gerade noch vor dem Überbordgehen retten. Geschockte Gesichter auf beiden Seiten. Schaden an meinem Boot? Erst einmal nicht sichtbar.

X-Trip wurde genau am hinteren Schott auf Höhe der Deckskante getroffen, dem stabilsten Punkt am Boot. Nix kaputt? Doch! Auf der andern Seite. Durch den nicht unerheblichen Aufprall entdecke ich an Backbord geplatzte Fender und eine zerstörte Halterung des Aussenbordmotors. Ich drehe gleich durch! Der Bootsführer und später die Polizei begutachten den Schaden.

Was, wenn ich nicht an Bord gewesen wäre? Gab es jemanden, der etwas beobachtet hätte?

Wäre ich später gekommen, hätte ich den Schaden dem Sturmtief der letzten Tage zu Schulden kommen lassen. Hätte, wenn und aber…. Ich war zum richtigen Zeitpunkt vor Ort. Mal wieder Glück gehabt. “Þetta reddast!” Das wird schon. Das sage ich mir immer wieder. Ich bleibe mit Polizei und Küstenwache in Verbindung, bis der Schaden geregelt ist. 

Was wir bisher erlebt haben und wie wir mit dem Auto durchs eisige Island bis nach Ísafjörður gerutscht sind berichte ich euch nächste Woche. Ahoi, oder besser Skiheil.

3 thoughts on “X-Trip wird von der Coast Guard gerammt

  1. Moin Micha,

    na dann wünsche ich viel Glück, dass da nicht noch ein größerer Schaden draus wird. Zum Glück war es „nur“ das Beiboot der Küstenwache ;-).

    Alles Gute von der Ostsee

  2. Moin Antje und Micha,

    dann fährt der Küstenschutz also vor Island so, wie bei uns die Autofahrer! Immer voll drauf zu! Hast wenigstens 15,50€ kassiert?

    Viele Grüße Olli, und passt auf euch auf!

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