Es lohnt sich…..

Nach dem 15. August geht in Schweden die Saison zu Ende und im wahrsten Sinne auch das Licht aus. Wettertechnisch ist es wirklich so, dass es ab 16. August draußen kühler wird. Morgens ist mehr und mehr Tau auf dem Boot und ich muss manchmal schon die Heizung anschalten. Abends kann man nicht mehr lange draußen sitzen, weil es ebenfalls schon ungemütlich wird. Komisch, richtet sich das Wetter nach den Schweden? Oder umgekehrt? Was war zuerst da, das Ei oder das Huhn?

Blick über Utklippan

Mein Weg führt mich zurück von Lickershamn auf Gotland über Oskarshamn, Kalmar nach Utklippan. In Kalmar steppt noch der Bär. Alle Restaurants und Pub´s sind voll, hier ist noch kein Saisonschluss. Über 5 Monate später, seit meiner Anreise in den Norden, blicke ich zurück. War das ein schöner Törn? Da ich mir mal wieder keinen Plan gemacht hatte, mich vom Wind habe treiben lassen, habe ich doch wieder viel gesehen und erlebt. Ausgiebig unterwegs mit meiner Freundin in den Stockholmer Schären, auf den Spuren der Wikinger auf den Ålands, Tallin besucht, die finnischen Schären vor Turku erkundet,

5 Tage Nonstop in den Norden nach Haparanda, um eine Urkunde zu bekommen, an den Höga Kusten zurück und Stippvisite auf Gotland. Alles dabei, auch jedes Wetter. Jetzt zieht es mich zurück in das Schärengebiet der Hanöbucht. In Stralsund habe ich mal einen Freund getroffen, er meint, in seinen maximal 3 Wochen Sommerferien wird er nie in den Genuss kommen, die schwedischen Schären zu besegeln. Sein Horizont sind Skagen, Bornholm oder mal Gdynia in Polen.

Utklippan

Dabei gibt es zwischen Karlshamn und Karlskrona eine fantastische Inselwelt. Genau das Richtige, um für 3 Wochen von Rügen aus auch in den Genuss von kleinen Häfen, schönen Ankerbuchten und ein bisschen Schweden zu kommen. Es lohnt sich. In knapp über 110 Seemeilen oder 2 Tagesetappen  ist man von Rügen über Bornholm auf Utklippan, dem idealen Ausgangspunkt. Allein dieser ehemalige militärische Außenposten Schwedens bietet jede Menge Erlebnisse. Im Frühjahr brüten unzählige Seevögel, Enten und Möwen ihre Eier aus, was eine spektakuläre Geräuschkulisse zur Folge hat. Oder einfach eine Fahrt mit dem Beiboot zu den Robben.

Die Neugier dieser Meeresbewohner ist faszinierend. Die Robben geben beim nächtlichen Gesang ihr Bestes. Utklippan hat alles oder auch wieder nichts. Es gibt Strom und sogar ein freies WLan Netz von der Forschungsstation. Der Leuchtturm auf dem südlichen Teil der Insel ist geöffnet und frei zugänglich. Wenn…. ja wenn der Hafenmeister vor Ort ist. Anfang Mai war ich dort eine Woche allein und niemanden hat es gekümmert. Jetzt ist der Hafenmeister bestrebt, in dem kleinen Becken bis zu 60 Boote unter zu bringen. Der Spaß, der an das Tetrisspiel erinnert, kostet pro Nacht ca. 25,- €. Also weiter nach Karlskrona. Um meine Liegegeldkasse nicht allzu sehr zu plündern, fahre ich in den Fischereihafen etwas westlich der Stadt. Der dort ansässige Yachtklub hat ein paar freie Liegeplätze. Das quirlige Städtchen bietet alles, um sich hervorragend zu versorgen. Rund um Karlskrona und weiter westlich gibt es jede Menge Ankerbuchten, um die Natur zu genießen. Mein Hafenführer zeigt jede Menge Anlegemöglichkeiten an Felsen oder in kleinen Marinas, die meist zu den Yachtclubs der nächstgelegenen Städte gehören. Sie sind preiswert und die Leute glänzen mit Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit.

Ganz besonders hat mir Tjärö gefallen, meine Kajaktouren und Wanderungen eingeschlossen. Auch die Insel Tärnö lohnt einen Besuch. Ganz in der Nähe liegt Karlshamn. Dank einer guten Zug- und Busverbindung von Deutschland ist hier ein evtl. Crewwechsel möglich. Da die Bucht vor Åhus bis Kivik gerade für militärische Zwecke gesperrt ist, steuere ich weiter über die Insel Hanö (Namensgeber für die ganze Bucht) bis nach Simrishamn.

Auch Simrishamn gefällt. Die hanseatische Stadt mit ihren knapp 7000 Einwohnern und ehemals größten Fischereiflotte Schwedens erinnert mich wieder an meine Heimat und dass es nun nach Hause geht. Bei herrlichem Spätsommerwetter ankere ich noch einmal vor dem Falstebro-Kanal. Richtung Norden bietet die Fahrt durch den Kanal die Möglichkeit, die strömungsreiche „Nase“ Falstebro im Öresund abzukürzen. An der nördlichen Ausfahrt befindet sich eine große Marina. Der Wind soll die nächsten Tage aus Nord kommen. Günstig, um in Etappen über Klintholm und Gedser nach Hause zu fahren, wo meine Freundin schon sehnsüchtig auf ein Wiedersehen wartet.

In Klintholm auf Møn wettere ich den ersten Herbststurm ab. Hier lerne ich Andrea und Reinald kennen. Die beiden sind wie ich seit April in der Ostsee unterwegs. Bei einem Bier tauschen wir die Erlebnisse unserer Touren aus und ich merke jetzt wieder, wie ereignisreich auch dieser Sommer für mich war. Andrea träumt ebenfalls von einem Leben auf ihren Boot, ihrer „SY ARILON“. Bei den vielen Fragen über mein Leben merke ich, was mich vor 4 Jahren alles bewegt hat, bis ich endlich die Leinen lösen konnte. Ich sage nur: „Es lohnt sich“.

6 thoughts on “Es lohnt sich…..

  1. Hallo Michael,
    es kann nichts Schöneres geben als tollen Wind zum Segeln.
    Mit viel Genuss haben wir Deinen informativen Bericht gelesen. Wir wünschen Dir weiterhin Freude am Segeln und viel Schwung für neue Abenteuer.
    gerloupine

  2. Lieber Micha, ich bin mit Jamie und der Rosebud seit 3 Wochen zuhause. Aber wo ist zuhause. „Ungestraft“ lebt man nicht 6 Monate auf dem Boot. Mit diesem Sommer ist auch Schweden Heimat geworden. Ganz oft denke ich an unser Treffen in Öregrund. Vor 6 Wochen kam meine Frau aufs Boot und über Utklippan – Bornholm seghelten wir bis Kröslin bei Usedom. Einerseits beneide ich Dich darum, solange noch in Schweden zu sein, aber ganz ohne meine Frau – das wäre auch kein Leben. Wintermonate also in Karlsruhe. Ich freue mich aber wieder auf Utklippan im April. Thomas (http://thomasesche.de/wordpress/)

  3. Hallo,
    ich interessiere mich auch für den Bereich um die Hanöbucht. Welchen Hafenführer in dem auch kleine Ankerbuchten drin sind kannst Du empfehlen bzw. verwendest Du?
    Das Hafenhandbuch Ostsee und den Törnführer Schweden finde ich nicht so informativ.
    VG

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